In der bolivianischen Region Chapare ist die gesundheitliche Versorgungssituation äußerst mangelhaft. Die hier lebenden Menschen sind meist indigene Quechua und sehr arm. Es gibt in den Dörfern keine Gesundheitszentren oder Ärzte, die meisten Menschen haben noch nie einen Zahnarzt gesehen. Wer hier krank wird oder ein krankes Kind hat, hat ein großes Problem.

Die vor knapp 30 Jahren von Franziskanern gegründete Organisation "San Lucas" setzt sich deswegen für eine Verbesserung der Gesundheitssituation vor Ort ein.

Seit 2012 gibt es deswegen mit der Unterstützung der MZF eine mobile Krankenstation, die in der kompletten Region unterwegs ist und die Menschen versorgt. Mit Untersuchungen und Behandlungen, aber auch mit Kursen und Workshops Bildung zu den Themen Gesundheit, Hygiene und Krankheitsprävention. vermittelt.

--Hier geht es zum Projekt "mobiles Krankenhaus"--

Im Herbst 2018 wurde eine externe Evaluation durchgeführt, hier berichten die Mitwirkenden des Projekts über ihre Arbeit:

Frauen Bolivien MZF

Roxana (Zahnärztin)

"Ich bin Roxana Choque Mamani und 34 Jahre alt. Ich arbeite von Anfang an im mobilen Krankenhaus und führe dort Zahnbehandlungen durch.  Ich möchte den Menschen in den entlegensten Gemeinden die Mundgesundheit zurückzugeben, damit sie sich besser ernähren können, sie ihr Selbstwertgefühl verbessern und eine gesundheitliche Behandlung bekommen.

Am Anfang kamen die Menschen nur mit starken Zahnschmerzen, aber in den letzten sechs Jahren haben wir durch Sensibilisierung und Aufklärung die Bedeutung von Zahnpflege gestärkt. Wir haben Vorträge bei Gewerkschaftssitzungen, in Schulen und vor Müttern gehalten und mittlerweile merken wir eine Veränderung in der Einstellung: Die Menschen kommen nun zu uns, um die Behandlungen durchführen zu lassen, die ihre Zähne brauchen.

Ein besonderer Fall für mich war die Behandlung eines Kindes mit Trisomie 21, weil ich mir das Vertrauen des Kindes erst erarbeiten musste. Heute hat es keine Angst mehr vor dem Zahnarzt und kann wieder ungestört essen.
Es ist ein großer Segen für uns, ein multidisziplinäres Team zu haben, mit dem wir einen Dienst für entfernte Gemeinden entwickeln konnten, in denen es nie eine Zahnbehandlung gab – für die Menschen dort, damit sie keine unerträglichen Schmerzen mehr haben sollen."

Wilfredo (Gesundheitspädagoge)

"Diese Region ist meine Heimat. Mit sechs Jahren ging ich in die Schule, diese war 5 Kilometer entfernt. Bereits als Kind nahm ich selbst an Gesundheitsförderkursen von „San Lucas“ teil und konnte mich mit Unterstützung von Hilfsprogrammen weiterbilden.

Nach Abschluss meines Bachelorstudiums in Bildung/Pädagogik hatte ich den Wunsch, mein Studium an der Universität fortzusetzen. Doch gab es damals wirtschaftliche Schwierigkeiten, da ich eines von neun Kindern war.

Aber dank der Unterstützung der Organisation San Lucas und von Bruder Ignacio konnten Mittel beschafft werden, damit ich mein Studium fortsetzen konnte: Sie hatten die Vision, Fachleute aus dem ländlichen Raum auszubilden, so dass sie nach Abschluss ihres Studiums in ihre Gemeinden zurückkehren und durch ihr Wissen mitgestalten können, um den Menschen und Familien, die sie brauchen, zu helfen.

In diesem Sinne glaube und fühle ich, dass ich dies erreicht habe, denn nach Abschluss meiner beruflichen Laufbahn bin ich zurückgekehrt, um Teil der Organisation San Lucas zu sein, um die Arbeit der ländlichen Gemeinden zu unterstützen und all mein Wissen und meine Erfahrungen, die ich während meiner Ausbildung erhalten habe, weiterzugeben: Nun gebe ich als Gesundheitspädagoge Kurse und mache Weiterbildung für die Menschen, Familien und Gemeinschaften, die unsere Dienste brauchen."

Cirilo (Krankenpfleger)

"Mein Engagement für den Dienst am Menschen ergibt sich aus den Tatsachen, wie es in meiner Herkunftsgemeinde Kewinal war.  Im Jahr 1993 starben unsere Kinder an Durchfall und Unterernährung, die Mütter mit postpartalen Blutungen. Es gab viele Todesfälle von Kindern, auf dem Gemeindefriedhof gab es keinen Platz mehr. Die Anwesenheit von medizinischem Personal war in den ländlichen Gemeinden nicht vorhanden. Es gab nur Krankenhäuser in den Städten, aber niemand wollte dahingehen. Zum einen fehlte oft das Geld und die Menschen wurden in den städtischen Hospitalen diskriminiert.

Die Situation verbesserte sich durch die Franziskaner-Organisation "San Lucas", die 1993 unsere Gemeinde kontaktierte, um Gesundheitsdienste anzubieten und Gesundheitsförderer auszubilden. Ich war noch sehr klein, aber habe mich trotzdem schon engagiert und mitgemacht. Nach zwei Jahren Mitarbeit wird ein Stipendium für die Ausbildung von Krankenpflegern in der Stadt Cochabamba vergeben. Ohne zu zögern habe ich mich selbst ermutigt und von Februar 1996 bis August 1997 studiert: Ich habe dann die Ausbildung zum Krankenpfleger erfolgreich abgeschlossen.

Aus Liebe zu Gott und den Nächsten habe ich mich vor 25 Jahren dem Kampf gegen die Kindersterblichkeit und der Mütter nach der Geburt und somit dem Dienst an den Menschen verschrieben. Es war und ist eines meiner Ziele, Kinder vor dem Tod zu bewahren. Ich wünsche mir, dass sie gesund aufwachsen können und eines Tages auch einen Beruf erlernen werden, der sie und die Gemeinschaft weiterbringt."

Wir danken allen Beteiligten, Helfern und Mitwirkenden für ihren Einsatz!

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